Der erste Rochen.


Möchte und kann ich wirklich Rochen halten? Zweifellos sind Rochen sehr interessante Pfleglinge, aber sie haben auch eine Menge Ansprüche die erfüllt werden müssen. Dazu kommt das recht hohe Alter von bis zu 20 Jahren, die Entscheidung Rochen zu pflegen hat also ein ziemliche Tragweite. Auch die aufzuwendende Zeit ist ein wichtiger Faktor, wöchentliche Wasserwechsel, 1-2 Fütterungen täglich und natürlich das Beobachten der Rochen nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch. Man sollte auch beachten, das es sich um STECH-Rochen handelt, es geht also eine Gefahr von den Tieren aus, die man nicht unterschätzen sollte.
Auf keinen Fall sollte ein Aquaristik-Einsteiger mit Rochen anfangen, dafür braucht man schon einiges an Erfahrung.

Welche Art? Hat man sich entschlossen, Rochen zu pflegen stellt natürlich die Frage welche Art man halten möchte. Es gibt ja viele verschiedene Arten, die auch unterschiedliche Ansprüche haben, wobei die Größe wohl der wichtigste Faktor ist. Also muss man überlegen, welche Beckengröße man maximal aufstellen kann oder will. Dabei auch sollten die Kosten für Futter, Strom und Wasser berücksichtigt werden - und die Rochen selbst gehören ja auch nicht unbedingt zu den preiswerten Fischen.
Da die meisten Anfänger nicht gleich eine der größeren Arten pflegen, möchte ich mich erst mal den kleiner bleibenden und auch etwas preiswerteren Rochen widmen.
Folgende Arten bleiben mit ca. 30-40cm Durchmesser etwas kleiner:

--> Potamotrygon scobina (Belem- oder Xinxú-Süßwasserrochen)

--> Potamotrygon hystrix (Marmor-Süßwasserrochen)

--> Potamotrygon reticulatus (Genetzter-Süßwasserrochen)

--> Potamotrygon orbignyi (Gemeiner-Süßwasserrochen)

Alle vier Arten stellen etwa die gleichen Ansprüche an die Beckengröße, wobei P.scobina mit maximal 30cm Durchmesser die kleinste Art ist. Für 2 Rochen sollte ein Becken von 200x80x50 das Mindestmaß sein und wenn möglich auch gleich zu Anfang angeschafft werden. Man kann junge Rochen natürlich auch in kleineren Becken aufziehen, aber mehr Wasservolumen verzeiht den ein oder anderen Fehler (zuviel Futter) und wenn das Wasser später durch den höheren Futterbedarf stärker belastet wird, weiss man das auch einzuschätzen. Meiner Erfahrung nach ist P.hystrix die robusteste kleinbleibende Art, P.orbignyi habe ich selber noch nicht gehalten.
Für die Größenangaben kann ich leider keine Garantie geben, dafür gibt es einfach zu viele Varianten der einzelnen Arten. Und es tauchen immer mal wieder Berichte über "Zwergrochen" oder riesige Exemplare auf. Im Zweifelsfall also lieber ein größeres Becken kaufen ;-)
Die Wasserqualität muss bei allen Arten gleich gut sein:
- Nitrat unter 40mg/l, besser deutlich drunter
- Nitrit nicht nachweisbar
- pH 6-7
- Temperatur 26-28 C°, ich habe 27-28 C° im Becken und damit gute
Erfahrungen gemacht

Vor allem wenn man vorher eher kleine Zierfische gehalten hat ist der große Futterbedarf der Rochen etwas gewöhnungsbedürftig. Dadurch verschlechtern sich die Wasserwerte deutlich schneller, was mit einem groß dimensionierten Filter und regelmäßigen Wasserwechsel von 50% ausgeglichen werden muss.

Wie viele Rochen? Rochen sind recht gesellige Tiere, die auch gerne zusammen im Sand ruhen. Zwar können bei der Paarung oder Vergesellschaftung mehrerer Männchen Aggressionen auftreten, aber es ist empfehlenswert, Rochen in einer Gruppe zu halten. Am besten ein Pärchen oder 1 Männchen und 2 Weibchen (Trio). Es ist auch möglich verschiedene Arten zusammen zu halten, z.B. 2 Pärchen, hier kann es aber zwischen den Männchen zu Aggressionen kommen und auch die Endgröße muss aufeinander abgestimmt sein.


Rochenkauf. Wenn irgendwie möglich, sind Nachzuchten immer importierten Rochen vorzuziehen. Wildfänge sind erheblichem Stress durch den Fang, lange Hungerzeiten und Transportwege ausgesetzt. Deshalb sind sie natürlich auch anfälliger, was man als Anfänger nicht immer in den Griff bekommt.
Es werden in ganz Deutschland regelmäßig Nachzuchten angeboten, hier lohnt sich ein Blick ins Potamotrygon-Forum um Züchter in der Nähe zu finden. Oft gibt es dann eine gratis Beratung gleich noch dazu.

Kauft man doch beim Händler, sollte man sich den Rochen genau ansehen:
-> Ist er aktiv, oder ständig vergraben?
Gesunde Rochen sind regelmäßig auf Futtersuche.
--> Frisst er?
Das sollte man sich ruhig von Händler zeigen lassen und sich etwas von dem
Futter mitnehmen.
--> Wie groß ist der Rochen?
Ideal sind Rochen mit 15-20cm Durchmesser, man darf nicht vergessen Rochen mit 6-12cm Durchmesser sind Babies die lange Hungerzeiten schlecht verkraften.
--> Ist die Artbezeichnung auch richtig?
Viele Rochen werden unter einer falschen Bezeichnung verkauft, wenn man Pech hat schwimmt statt des erhofften 30cm Rochen bald ein 80cm Tier in seinem Becken. Deshalb vorher gut informieren welche Merkmale die gewünschte Art hat. --> Hat er erkennbare Parasiten?
Vor allem Karpfenläuse sind mit dem bloßen Auge gut zu erkennen, atmet der Rochen nur auf einer Seite deutet das auf Kiemenwürmer hin.
--> Hebt der Rochen den kompletten Scheibenrand an?
Dann ist er meist ein Todeskandidat (Death-Curl) und vom Kauf ist abzuraten.

Transport. Hat man sich für den Kauf eines Rochens entschieden, sollte man schon beim Transport auf Nummer sicher gehen. Einige Händler werden den Rochen einfach in eine Tüte packen und diese dem Käufer dann in die Hand drücken - so bitte nicht!
Sicherer ist der Transport mit einer Stryroporbox (haben die meisten Händler auf Lager) und 2 ausreichen großen Tüten. 2 Tüten deshalb, weil Rochen manchmal die Tüten zerstechen. Die zweite Tüte stellt sicher das der Rochen immer Wasser bedeckt ist, auch wenn eine Tüte zerstochen wird. Bei längeren Fahrten ist der Einsatz einer batteriebetriebene Luftpumpe sinnvoll.
Wenn möglich sollte der Rochen 1-2 Tage vor dem Transport nichts zu fressen bekommen, damit das Transportwasser nicht mit Kot belastet wird.

Eingewöhnung. Das Einsetzten der neuen Rochen muss vorsichtig und langsam erfolgen. Erst die Hälfte des Transportwassers entfernen und dann über eine Stunde Aquarien-Wasser hinzugeben. Gut dafür gegeignet sind Luftschläuche, über die man das Wasser langsam in die Box laufen lassen kann. Ich entferne immer wieder etwas Wasser aus der Transportbox, dadurch wird der Anteil an Aquarienwasser langsam immer größer.

Ein gut eingefahrenes und stabil laufendes Aquarium ist natürlich Grundvorausetztung bevor man Rochen einsetzen kann!
Nach dem Einsetzen müssen sich die Rochen erst an das neue Becken gewöhnen und werden am Anfang meist vergraben in einer Ecke liegen. Dann wird das Becken vorsichtig erkundet - erst jetzt sollte das erste mal Futter angeboten werden. Vorher wird es nur selten angenommen und belastet unnötig das Wasser. Manchmal dauert es eine Tage oder sogar Wochen bis ein Rochen frisst, aber solange keine Krankheitsanzeichen zu beobachten sind und der Rochen nicht vollkommen abgemagert ist, ist das kein Grund zur Sorge.
Wenn er nicht fressen will, sollte man verschiedene Futtersorten ausprobieren und mundgerecht anbieten. Kleingeschnittenen Regenwürmern kann kaum ein Rochen wieder- stehen, lebende rote Mückenlarven und kleine ungekochte Garnelen aus dem Asia-Markt sind auch immer einen versuch wert. Wird nichts gefressen müssen alle Futterreste aus Becken wieder entfernt werden.
Frisst der Rochen, ist die erste Hürde geschafft. Allerdings kann man sich hier leicht täuschen, da Rochen manchmal eine Weile auf Futterstücken herumkauen und dann doch liegenlassen. Dann ist das Futter entweder zu groß, oder stellt noch nicht das gewohnte / ideale Futter dar. Es kann aber auch auf schlechte Wasserwerte oder eine Krankheit hindeuten. Absolute Sicherheit das der Rochen frisst gibt es eigentlich nur in 2 Fällen:
- Der Rochen ist alleine in dem Becken, dann sieht man ob das Futter auch wirklich von ihm gefressen wurde.
- Fressen Rochen richtig, bekommen sie am Rücken rechts und links neben dem Schwanzansatz kleine Buckel.

In den folgenden Wochen sollte der Rochen noch gut beobachtet werden, falls jetzt noch Spätfolgen von der langen Reise und dem Stress auftreten.

Vergesellschaftung. Hier ist die Auswahl relativ begrenzt, da zu kleine Beifische als Futter enden oder größere den Rochen gefählich werden können. Ich denke am Anfang ist es am besten, auf andere Fische zu verzichten, da man erst einmal die Rochen selber kennenlernen sollte. Später ist es möglich einige Fische zusammen mit Rochen zu halten, eine Liste mit positiven und negativen Erfahrungen ist auf zu wwww.potamotrygon.de finden.

Ich hoffe dem ein oder anderen zukünftigen Rochenhalter einige Tips gegeben zu haben und wünsche allen viel Freude mit ihren neuen Pfleglingen. Falls noch Fragen unbeantwortet geblieben sind, beantworte ich sie gerne: jan@rochenheim.de