Erfahrungen mit der Vergesellschaftung von südamerikanischen Süßwasserrochen der Gattung Potamotrygon im Aquarium [Text von Guido Schaub] Bei vielen Rochenhaltern regt sich nach einiger Zeit der Wunsch, den Rochen einige passende Beifische hinzu zu gesellen. Bei richtiger und überlegter Auswahl der Beifische, einem ausreichend dimensioniertem Becken und dauerhaft guter Wasserqualität durch Filterung und Wasserwechsel ist dieses durchaus möglich: Die hier beschriebenen Erfahrungen sollen Fehler und Probleme vermeiden helfen und zur dauerhaften Freude am faszinierendem Hobby der Pflege von Südamerikanischen Süßwasserstechrochen beitragen. Das hier beschriebene stützt auf Erfahrungen mit den Rochenarten P. scobina P7 (juvenil/adult), P. motoro (juvenil/semiadult) und P. sp. "Itaituba" (adult) (Handelsname: P14), bei den größeren Tieren jeweils in einem Becken mit knapp 1700 Litern Inhalt. Da ich prinzipiell nur Tiere des gleichen Kontinentes miteinander vergesellschafte, wird hier nur auf Südamerikanische Arten eingegangen. Meines Erachtens sollten die Beifische in das Rochenbecken, bzw. zu den Rochen passen und nicht umgekehrt, die speziellen Bedürfnisse der Rochen sollten bei der Auswahl daher immer im Vordergrund stehen. Selbstverständlich dürfen auch die Bedürfnisse der Beifische nicht außer Acht gelassen werden, diese Umstände allein schränken die Auswahl schon ein. Als einer der wichtigsten Faktoren sei die passende Größe der Beifische erwähnt, kleinere Fische landen eher früher als später im Magen der Rochen. Laienhaft lässt sich allerdings sagen, dass kleinere Rochenarten eher für Nahrung in Form von Würmern, Mückenlarven u. ä. zu begeistern sind, und eingesetzte Futterfische mehr "zufällig" erbeuten, während größere Rochenarten sehr aktive und erfolgreiche Jäger sind. Insbesondere möchte ich hierbei P. sp. "Itaituba" hervorheben, die sich bei der Jagd ausnehmend geschickt verhalten und bei mir auch beispielsweise vor über 15 cm langen Schwielenwelsen nicht halt machten ! Zu einem weiteren Problem kann bei Rochenbecken mit Beifischen mittelfristig die Fütterung werden. Da die Rochen auf zu Boden gesunkenes Futter angewiesen sind, nutzen freischwimmende Beifische die Zeit des Herabsinkens um sich ausgiebig an dem Rochenfutter gütlich zu tun. Dies kann einerseits dazu führen, dass die Rochen nicht genug Futter bekommen, andererseits führt das ständige "Sattfüttern" der Beifische zu deren Verfettung, was weder sonderlich attraktiv aussieht, noch der dauerhaften Gesundheit der Beifische zuträglich ist. Eine Lösung kann sein, Rochen und Beifische jeweils gleichzeitig an den Entgegengesetzten Enden des Beckens zu Füttern, nimmt man Anfangs dazu eine Futterzange o. ä. zur Hilfe, um die Beifische etwas zu "dirigieren", funktioniert das nach einiger Zeit sehr gut. Insgesamt sollte man sich aber bei der Vergesellschaftung eher zurückhalten, um Rochen und Beifischen den nötigen Platz zu lassen, darüber hinaus wird das Wasser schon allein durch die Stoffwechselendprodukte der Rochen sehr stark belastet. Nachfolgend noch einige spezielle Erfahrungen, ich möchte ausdrücklich betonen, dass diese Konstellationen bei mir funktioniert bzw. nicht funktioniert haben und von mir keinerlei Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erhoben wird: Cichliden: Ruhige Südamerikanische Großcichliden eignen sich durchaus als Partner für die Süßwasserrochen, Probleme entstehen mitunter, wenn die Tiere Ablaichvorbereitungen treffen und ein Revier verteidigen. Keinerlei Probleme ergaben sich bei mir in der Gesellschaft mit: Astronotus Arten, Heros sp. Rotkeil Peru und Hypselecara temporalis. Weniger Erfolgreich war der Versuch der Vergesellschaftung mit Crenicichla Arten. Kleinere Arten wurden aufgrund ihrer schlanken Körperform als willkommenes Zubrot betrachtet, größere Crenicichla sind einfach zu aggressiv und können die Rochen auch ernsthaft verletzen, außerdem sind sie extrem gierige und schnelle Fresser, die sich bei mir auch von o. g. Methode wenig beeindruckt zeigten. In der Brutpflege entwickeln sich die größeren Crenicichla zu wahren Furien ! Auch wenig glücklich erschien mir die Vergesellschaftung mit Geophagus Arten zu sein. Einerseits haben sowohl die Rochen als auch die Geophagus die gleiche Strategie beim Nahrungserwerb (Durchpusten des Bodensubstrates), und konkurrieren dadurch im kleinen Lebensraum Aquarium doch sehr, auf der anderen Seite attackierte ein ablaichendes Geophagus Paar gezielt die Augen der zu nah kommenden Rochen. Ich persönlich empfinde auch die Vergesellschaftung von Rochen mit Diskusfischen oder Altum Skalaren als nicht sehr gelungene Kombination. Der Charakter dieser überaus ruhigen Cichliden passt só irgendwie überhaupt nicht zu den ständig aktiven und Umherschwimmenden Rochen. Allenfalls die vergleichsweise ruhigen P. reticulatus mögen diese Cichliden nicht ständig verunsichern. Harnischwelse: Eine Unzahl verschiedener Harnischwelse bietet sich zur Vergesellschaftung mit den Rochen an. Häufig hört man, dass einige Harnischwelse die Hautoberfläche der Rochen abraspeln und dabei Wunden hinterlassen. Spezifische Aussagen lassen sich hierbei bzgl. der dazu neigenden Arten nicht machen, gehäuft hört man in dieser Hinsicht negatives von P. gibbiceps, das mag aber auch daran liegen, dass dieser sicher zu den am häufigsten gepflegten Großwelsen gehört. Vorbeugend kann nur ein genaues Beobachten der Tiere hinsichtlich kleinen Verletzungen an der Hautoberfläche der Rochen sein. Auch sollte einmal sorgfältig darauf geachtet werden, ob man das Raspeln nicht tatsächlich beobachten kann, ein Paar Stunden vor dem ganz schwach beleuchteten Becken geben da schnell Aufschluss. In diesem Fall sind die betreffenden Welse zu entfernen. Zur Vergesellschaftung mit Harnischwelsen sollte das Becken ausreichend groß sein, um den Welsen auch einige Versteckmöglichkeiten in Form von Wurzeln oder anderen Unterständen anbieten zu können. Außerdem werden einige größere Harnischwelse im Alter häufig innerartlich äußerst territorial und benötigen spätesten dann Rückzugsmöglichkeiten. Problemlos funktioniert bei mir die Gesellschaft mit Pseudacanthicus leopardus (L 114), Pseudorinelepis genibarbis (L 95) und Baryancistrus sp. "Magnum Orangeseam" (L 47 ). Die Harnischwelse sollten auf keinen Fall zu klein sein, wenn sie den Rochen beigesellt werden, dabei können Jäger und Gejagte zu Tode kommen. Bei einem Bekannten spreizte ein Ancistrus Wels die Kiemenstacheln ab, als es ihm drohte, von einem Süßwasserrochen gefressen zu werden, dadurch war im Rochenmaul weder vor noch zurück möglich und beide Tiere starben! Antennenwelse: Auch die Anzahl der Südamerikanischen Raubwelse ist nahezu unüberschaubar, doch eignen sich einige recht gut zur Vergesellschaftung mit den Süßwasserrochen, insbesondere mittelgroß werdende, ruhige Arten (dieses sind insbes. die Lauerjäger unter den Raubwelsen) bieten sich hierzu an. Keinerlei Probleme ergab bei mir die Vergesellschaftung mit Pimelodus albofasciatus, Sorubim Lima, Brachyplatystoma juruense oder Aguarunichthys torosus. Die erreichbare Endgröße der drei letztgenannten Arten von um 60 cm sollte dabei allerdings bedacht werden. Die immer mal wieder erhältlichen Leiarius Arten gebärden sich im Aquarium als echte Raufbolde, die sich auch das Rochenfutter furchtlos erkämpfen und sich äußerst ungestüm gebärden, meiner Ansicht nach lässt sie das für eine Gesellschaft mit den Süßwasserrochen wenig geeignet erscheinen. Ausdrücklich Warnen möchte ich an dieser Stelle vor dem Erwerb der großen Südamerikanischen Raubwelse (Rotflossenantennenwels, Tigerspatelwels u.s.w.). Kaum ein Heimbecken hat die Abmaße, um diesen bis 1,50 Meter Größe erreichenden Tieren einen entsprechenden Lebensraum zu bieten. Darüber hinaus sind diese Tiere wahre Fressmaschinen. Aus einem wenige Zentimeter langen Fisch kann bei guter Pflege binnen eines Jahres ein 60 cm langer Raubwels werden ! Ein entsprechendes Heim für ein solches, dem Becken entwachsenes Tier zu finden, dürfte beinahe unmöglich sein, die vielen Anzeigen zur Abgabe solcher Tiere sprechen für sich! Weitere: Oftmals werden Südamerikanische Arowana der Gattung Osteoglossum zusammen mit Rochen gehalten, bei den meist Bodennah orientierten Rochen zusammen mit einem Oberflächenorientierten Osteoglossum eine insoweit gelungene Kombination. Vor dem Erwerb eines solchen Tieres sollte jedoch bedacht werden, dass ein Osteoglossum über einen Meter Körperlänge erreichen kann, ein Behälter mit mehreren Metern Kantenlänge sollte also zur Verfügung stehen ! Weiterhin muß das mit einem Osteoglossum besetzte Becken nahezu hermetisch abgedeckt sein, da diese Tiere hervorragende Springer sind. Einige Osteoglossum verwechseln beim Hantieren im Becken die Hand des Pflegers mit Futter, das kann bei größeren Exemplaren schon recht weh tun... Aggressives Verhalten meines Arowanas gegenüber den Rochen habe ich bisher nicht beobachten können. Weiterhin lassen sich die verschiedenen Arten und Gattungen der Scheibensalmler (immer als Schwarm) mit Rochen vergesellschaften. Müssen die Rochen aufgrund ihrer Größe noch mit kleinerem Futter wie Mückenlarven u. ä. ernährt werden, bietet sich diese Gesellschaft jedoch nicht an, da die Scheibensalmler äußerst gierige Fresser sind. Sollte es ein Rochenpfleger wieder Erwarten, in irgendeiner Form geschafft haben, sein Rochenbecken zu begrünen, sollte er ebenso auf diese Tiere verzichten, da sie jegliches Grün als Futter betrachten. |