Die Zucht von Potamotrygon hystrix.
Mein Ziel bei der Pflege von Rochen war und ist immer noch
die erfolgreiche Nachzucht. Es ist einfach ein gutes Gefühl,
durch die Zucht den Import von Rochen ein wenig zu entlasten.
Und es ist ein kleiner Beweiss, dass man bei der Pflege alles
richtig gemacht hat.
Voraussetzungen. Damit sich bei P.hystrix Nachwuchs einstellt,
muss man wie bei allen Rochenarten einige Bedingungen erfüllen.
Das Pärchen muss geschlechtsreif sein. Das lässt sich am besten am
Männchen erkennen, sind die Klasper eingerollt und ragen deutlich über
den Scheibenrand hinaus, ist es in der Regel geschlechtsreif. Sicher
ist die Geschlechtsreife aber erst an der ersten Paarung zu erkennen.
Außer guter Pflege, also guten Wasserwerten, abwechlungsreichem Futter
und ausreichend großem Becken benötigt man nur noch ein Aufzuchtbecken
für die Jungen und natürlich etwas Glück.
Endloses Warten auf erste Anzeichen. Erfüllt man diese Voraussetzungen,
fängt das Warten auf die ersten Anzeichen einer Paarung an. Wenn das Männchen
anfängt sich immer wieder im Flossensaum des Weibchens zu verbeissen und das
Weibchen zu zu jagen, sind das die ersten Hinweise für eine bevorstehende Paarung.
Bis zu der Paarung können aber noch einige Monate vergehen, mein Männchen hat 3-4
Monate vor der ersten Paarung angefangen dem Weibchen nachzustellen.
Zum der ersten Paarung Zeitpunkt war mein Pärchen etwa 3 1/2 Jahre alt.
Ist das Weibchen trächtig? Bei meinem Hystrix Pärchen konnte ich noch
keine Paarung live miterleben, musste also durch genaues beobachten
feststellen, ob eine Paarung stattgefunden hat. Wenn das Männchen plötzlich das Interesse
an dem Weibchen verliert und der Appetit des Weibchens deutlich steigt, kann man
hoffen. Das Weibchen wird dann langsam immer dicker, es bekommt rechts und links neben
dem Schwanzansatz einen Buckel, ähnlich wie man es bei vollgefressenen Rochen
beobachten kann:
Um sicher zu sein ist aber wieder Geduld gefragt, nach etwa 6 Wochen sind
die ersten Bewegungen der Jungen im Mutterleib zu erkennen. Bewegungen treten manchmal
aber auch durch die Verdauung auf, das kann durchaus falsche Hoffnungen wecken.
Die Verdauungsbewegungen sind meist langsame "rollende" Bewegungen, die den Eindruck
einer Trächtigkeit erwecken können. Die ersten Bewegungen von Jungen äußern sich
dagegen durch Stöße und Zuckungen im Mutterleib. Im Laufe der der Zeit ändern sich
die Bewegungen durch das Wachstum der Jungen, das Zucken wird heftiger, es kommen
starke "rollende" Bewegungen hinzu. Kurz vor der Geburt nehmen die Bewegungen
wieder ab, vermutlich sind die Jungen dann so groß, dass sie sich durch den
Platzmangel nicht mehr richtig bewegen können.
Video meines trächtigen Hystrix-Weibchens (etwa in der 10. Woche), da rappelt
es ganz ordentlich:
Futterbedarf. Trächtige Weibchen benötigen deutlich mehr Futter um die Jungen
versorgen im Mutterleib zu können. Man muss also dafür sorgen, dass das Weibchen mehr Futter bekommt,
ohne dass sich das Männchen oder andere Rochen im Becken dabei überfressen oder gar verfetteten.
Am einfachsten ist eine extra Fütterung per Pflanzenzange, damit kann man dem Weibchen geziehlt
ein extra Portion Futter geben.
Wieviel mehr Futter das Weibchen benötigt muss man ausprobieren, es kann aber durchaus die doppelte
Menge Futter benötigen. Die bentötigte Futtermenge variiert je nach Anzahl der Jungen im Mutterleib
und hängt sicher auch mit der Größe des Weibchens zusammen.
Warten auf die Geburt. Zwischen Paarung und Geburt vergehen zwischen 90 und 140 Tage. Bei mir
hat es bis jetzt immer länger als 120 Tage gedauert, woram das liegt, kann ich nur vermuten. Sicher
spielt auch hier die Anzahl der Jungen eine Rolle, vielleicht habe ich den Futterbedarf des Weibchens
unterschätzt und dadurch die Entwicklung verzögert.
Frühgeburten. Leider kann es auch zu Frühgeburten, Mißbildungen und Totgeburten kommen. Als
mein Hystrix-Weibchen zum ersten mal trächtig war, kam es zu einer Frühgeburt. Der ersten Freude über
den Nachwuchs wich sehr schnell die Erkenntniss, dass die Jungen nicht überlegensfähig waren. Ich
musste also hilflos zusehen, wie ein Junges nach dem anderen starb, denn alle 3 waren lebendig zur
Welt gekommen:
Video der Frühgeburten, kurz nach der Aufnahme sind sie gestorben.
Interessant ist aber trotzdem, wann hat man schon mal die Gelegenheit, einen Blick auf
die Embryos im Mutterleib zu werfen. Es waren einzelne Organe zu erkennen, ich konnte
den Verlauf der Blutgefäße sehen und den geradezu riesigen Dottersack näher betrachten.
Einige Eindrücke konnte ich festhalten:
Gottseidank musste ich das nicht noch einmal erleben und konnte mich einige
Monate später über doppelten Nachwuchs freuen. Es wurden im Abstand von genau
einem Monat jeweils 2 Jungen geboren. Warum 2 der Jungen erst einen Monat
später zur Welt gekommen sind - keine Ahnung. Aber es ist schon merkwürdig,
dass beim ersten Wurf 2 Weibchen und beim zweiten Wurf 2 Männchen geboren
wurden.
|